
Orbán: Schamhaftes Tempo bei EU-Erweiterung

Ungarns Premierminister Viktor Orbán hat bei seinem Besuch in Albanien am Freitag in Tirana die langsame Erweiterung der Europäischen Union als „inakzeptabel und beschämend“ bezeichnet.
Nach einem Treffen mit dem albanischen Ministerpräsidenten Edi Rama betonte Orbán, dass Albanien 13 Jahre gebraucht habe, um in die Beitrittsverhandlungen mit der EU einzusteigen. Er betonte, dass Europa nur auf dem Balkan neue Impulse für Wirtschaftswachstum und Wettbewerbsfähigkeit finden könne und forderte eine beschleunigte Integration der Region. Ungarn unterstütze den Beitrittsprozess Albaniens nachdrücklich, so Orbán.
Der Premierminister betonte, dass es in der Weltwirtschaft gravierende Umstrukturierungen gebe, die die Schwächen Europas deutlich machen und den Kontinent global weniger wettbewerbsfähig machen würden. Aus diesem Grund sei es wichtig, die Voraussetzungen für die Integration Albaniens und der Westbalkanregion zu schaffen. Orbán fügte hinzu, dass derzeit Mitteleuropa die Dynamik der EU trage.
Orbán betonte zudem, dass Europa sowohl wirtschaftlich als auch sicherheitstechnisch gestärkt werden müsse. Doch Westeuropa sei immer noch nicht davon überzeugt, dass die Erweiterung die Integration fördere. Daher gebe es noch viel zu tun im Hinblick auf die EU-Mitgliedschaft Albaniens, so der ungarische Premierminister.
Er unterstützte die Idee, dass die EU-Kohäsionsfonds bis 2030 proportional auf dem Niveau der älteren Mitgliedstaaten liegen sollten. Orbán begrüßte außerdem den Vorschlag, dass ein Land nicht unbedingt EU-Mitglied sein müsse, um der passfreien Schengen-Zone beizutreten.
Während seines Besuchs in Tirana führte Orbán auch Gespräche mit der albanischen Parlamentspräsidentin Lindita Nikolla. Es wurden mehrere Kooperationsabkommen unterzeichnet, unter anderem zum Wassermanagement und zum europäischen Integrationsprozess.
Orbán betonte die „gemeinsame Leidensgeschichte“ Ungarns und Albaniens, da beide Länder 40 Jahre lang unter kommunistischer Herrschaft standen. Er freute sich über das Vertrauen Ramas in ungarische Investoren und bat im Gegenzug albanische Investoren nach Ungarn zu kommen.
Rama lobte Orbán für seinen Glauben an Albanien und betonte die „ausgezeichneten“ bilateralen Beziehungen. Er verwies auf die Präsenz ungarischer Unternehmen im albanischen Telekommunikations- und Bankensektor und betonte die Möglichkeiten in den Bereichen Energie und Tourismus.