
EU leitet neues Verfahren gegen Ungarn ein: Verlieren wir noch mehr Geld?

Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán sieht sich mit zwei Verfahren der Europäischen Union konfrontiert. Gestern leitete die Europäische Kommission zwei separate Vertragsverletzungsverfahren gegen die ungarische Regierung ein. Die EU prangert die Freilassung von Menschenschmugglern aus ungarischen Gefängnissen vor Gericht an und ist zudem mit der Festpreisgestaltung von Baumaterialien nicht einverstanden.
Die Europäische Kommission hat bereits eine entsprechende Mitteilung an das Orbán-Kabinett geschickt und wirft der Regierung vor, gegen verschiedene EU-Richtlinien verstoßen zu haben, indem sie die Umstände nicht berücksichtigt habe. Zudem hält Brüssel solch kurze Sanktionen für unwirksam. Das Verfahren könnte für Ungarn teuer werden.
Durch die eingeleiteten Verfahren kann Ungarn keine Gelder aus drei separaten EU-Fonds erhalten. Besonders betroffen ist der mit 22 Milliarden Euro größte Entwicklungsfonds. Trotz der prekären Lage des ungarischen Staatshaushalts ist auch der zweite Betrag beachtlich hoch. Es handelt sich um fast 5,8 Milliarden Euro an nicht rückzahlbaren Zuwendungen und 9,7 Milliarden Euro an vergünstigten Krediten aus dem RRF (Recovery and Resilience Facility). Zudem dürfen 21 ungarische Universitäten ab September nicht mehr am Erasmus- und Horizon-Programm teilnehmen.
Auf einer Pressekonferenz äußerte sich Außenminister Péter Szijjártó empört über die neuen Verfahren. Er bezeichnete die EU als den „größten Unterstützer der Migration“ und warf der Migrationspolitik der Europäischen Union vor, den Erfolg von Menschenschmugglern zu begünstigen. Szijjártó kritisierte die Heuchelei des Vertragsverletzungsverfahrens gegen Ungarn aufgrund der Ausweisung ausländischer Menschenschmuggler. Er betonte, dass das Geschäftsmodell der Menschenschmuggler gerade aufgrund der Brüsseler Migrationspolitik funktioniere.
Die ungarische Regierung verwies darauf, dass das im April 2023 verabschiedete Gesetz zur Ausweisung von Menschenschmugglern darauf abziele, sie außerhalb des Landes zu haben. Ungarn habe viel Geld für den Grenzschutz ausgegeben und nur eine geringe Entschädigung von der EU erhalten. Szijjártó betonte, dass Ungarn nicht bereit sei, das Geld der ungarischen Steuerzahler für die Menschenschmuggler auszugeben, insbesondere wenn sie dann vor europäische Gerichte ziehen und Geld für ihre angebliche schlechte Behandlung verlangen würden.
Die neuen Verfahren der EU gegen Ungarn bringen den Ministerpräsidenten Viktor Orbán in eine schwierige Lage. Es bleibt abzuwarten, wie die Regierung auf die Vorwürfe der Europäischen Union reagiert und ob es zu Geldstrafen kommen wird.