Einsame Schlachten der Wanderarbeiter
Die Last der Familienangehörigen im Ausland: Junge usbekische Migranten in Japan
Die Erfüllung der Wünsche und Sehnsüchte der Familienangehörigen in der Heimat lastet oft auf den Schultern junger Menschen, die für ihre Ausbildung ins Ausland reisen. Von ihnen wird nicht nur erwartet, dass sie für ihren Lebensunterhalt sorgen, sondern viele fühlen sich auch verpflichtet, Geld nach Hause zu schicken, was ihren Fokus von ihrem Hauptziel – der Bildung – ablenkt. Der in Japan ansässige Soziologe Bahodir Iskandarov teilte in einem Interview mit Kun.uz seine Erkenntnisse zu diesem Thema mit und erklärte: „Wir ersticken das Potenzial unserer Jugend, indem wir nach Häusern, Hochzeiten und Autos streben.“
„Jeder usbekische Migrant trägt eine Last“
Bahodir Iskandarov glaubt, dass das Phänomen, dass junge Menschen Opfer familiärer Luxusansprüche werden, nicht nur in Japan, sondern unter usbekischen Migranten weltweit weit verbreitet ist. Er erzählte die Geschichte einer jungen Frau in Japan, die trotz ihrer Arbeit für ein internationales Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten geriet.
„Inoffizielle Daten deuten darauf hin, dass heute etwa 10.000 Usbeken in Japan leben. Die meisten kennen sich und kennen die persönlichen Umstände des anderen.
Eine junge Frau, die ich kenne, die als Studentin nach Japan kam und jetzt in einem globalen Unternehmen arbeitet, brach einmal in Tränen aus, als sie um einen Kredit bat. Finanziell war sie in der Lage, Geld zu verleihen, anstatt es zu leihen, da sie zehn Jahre lang in Japan gelebt und einen festen Arbeitsplatz hatte. Sie gestand: „Ich bin aufgrund der Wünsche und Hoffnungen meiner Mutter in diese Situation geraten.“ Ich kann es mir nicht einmal leisten, meine Miete selbst zu bezahlen. „Das ist nicht nur mein Problem – viele Kinder stehen unter ähnlichem Druck, um ihre Familien nicht zu enttäuschen.“
In Japan zu leben und zu studieren ist keine leichte Aufgabe. Dennoch fühlen sich junge Männer und Frauen unter Druck gesetzt, nicht nur ihre eigenen Ausgaben zu decken, sondern auch ihren Familien in Usbekistan den Eindruck von Reichtum zu vermitteln.
Diese Frau aus einer bürgerlichen Familie begann während ihrer Studienzeit mit der Renovierung des Hauses ihrer Familie. Später schenkte sie ihrem Vater ein Auto. Mittlerweile ist sie über 30 Jahre alt, aber immer noch unverheiratet und widmet ihre Kräfte der Verbesserung der finanziellen Situation ihrer Familie. Ihre Heiratspläne verzögern sich, weil sie befürchtet, ihre Familie nicht ernähren zu können. Mittlerweile haben ihre jüngeren Schwestern vor ihr geheiratet, und ihre Familie sieht sie in erster Linie als Geldgeberin – eine Meinung, die ihre Mutter offen zum Ausdruck brachte.
Trotz ihres festen Arbeitsplatzes musste die Frau nachts zusätzliche Arbeit übernehmen, um den Bedarf ihrer Familie zu decken. Der Wendepunkt kam, als ihre Mutter sie aufforderte, ihren Chevrolet Cobalt durch einen Malibu zu ersetzen.“
„Wir zerstören Potenziale mit materialistischen Obsessionen“
Als Iskandarov die Geschichte der Frau in den sozialen Medien teilte, strömten Kommentare von anderen mit ähnlichen Erfahrungen ein. Eine Person schrieb: „Ich bin neidisch auf internationale Studierende, die sich in Bibliotheken ausschließlich auf ihr Studium konzentrieren können.“ Ich wünschte, ich könnte das Gleiche tun.“
Ein weiterer besonders herzzerreißender Kommentar kam von einem jungen Mann: „Ich habe acht Jahre im Ausland verbracht, um die Hochzeiten meiner Brüder zu bezahlen und ihnen Häuser zu kaufen, nur um dabei ein Bein zu verlieren.“ Als ich nach Usbekistan zurückkehrte, wurde mir klar, dass ich für niemanden von Nutzen war. Ich würde meine aktuelle Situation nicht meinem schlimmsten Feind wünschen.“
Iskandarov, der über 300 Usbeken in Japan beschäftigt hat, stellte fest, dass 99 % von ihnen ähnliche Belastungen hatten. „Unsere Leute haben ein immenses Potenzial, manchmal sogar größeres als das der Japaner. Doch wir verschwenden dieses Potenzial, indem wir materialistischen Obsessionen wie Häusern, Hochzeiten und Autos nachjagen“, sagte er.
Er verwies auch auf Untersuchungen zur Luxusbesessenheit in verschiedenen Kulturen. „In weniger wohlhabenden Ländern ist das Verlangen nach Luxus erschreckend hoch. Beispielsweise lieben Frauen in abgelegenen Dörfern in Budapest und Indien besonders Goldschmuck. Im Gegensatz dazu legt man in entwickelten Ländern Wert auf Komfort – die Menschen bevorzugen eine kleine, gut ausgestattete Wohnung gegenüber einem zweistöckigen Haus.“
Ein Aufruf zum Verständnis
Iskandarov forderte die Familien auf, den emotionalen und finanziellen Druck zu verstehen, dem ihre Angehörigen im Ausland ausgesetzt sind. Er betonte, wie wichtig es sei, junge Menschen, die eine Ausbildung absolvieren oder im Ausland arbeiten, zu unterstützen und ihre psychische Belastung zu verringern, damit sie sich auf den Aufbau einer besseren Zukunft für sich und ihre Familien konzentrieren können.